Kleines Windrad im Garten: Strom fürs Haus

Windrad im Garten für Stromerzeugung

Der Wunsch vieler Hausbesitzer ist die Selbstversorgung mit Strom aus Solar- und Windenergie. Das kleine Windrad im Garten könnte die perfekte Ergänzung zur Solarstromanlage (Photovoltaik) sein. Sofern das eigene Grundstück für die Aufstellung einer Mini-Windanlage geeignet ist.

Hier erfährt man vom neutralen Experten, wann eine Kleinwindanlage Sinn macht.

Autor: Patrick Jüttemann.
Aktualisiert im März 2021.

Garten muss eine windstarke Lagen haben

Der mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor für das kleine Windrad: die Installation muss an einer windstarken Stelle erfolgen. Eine windstarke Lage ist dann gegeben, wenn der Wind aus Hauptwindrichtung frei anströmen kann. Meistens ist dies aus westlicher Richtung.

Viele Grundstücke sind nicht geeignet, dazu gehören Lagen inmitten von Wohngebieten im Flachland. Angrenzende Bäume und Gebäude blocken und verwirbeln den Wind. Man befindet sich im Windschatten.

Eine einfache Regel: wer zur Hauptwindrichtung (d.h. nach Westen/Südwesten blickend) eine freie Sicht hat, hat eine voraussichtlich windstarke Lage.

In den meisten Fällen keine gute Idee ist die Installation des Windrads auf dem Dach. Strömt Wind auf den Gebäudekörper, werden Windturbulenzen verursacht. Dem Wind wird die Energie genommen. Besser ist die Aufstellung der Windanlage auf einen bodenständigen Mast.

Lohnt sich eine private Windanlage im Garten?

In den meisten Fällen lohnt sich ein privates Windrad im Garten bis rund 5 Kilowatt Leistung nicht. Konkret bedeutet das: die Kosten des produzierten Stroms der Windanlage sind höher als der Strompreis. Ein Privathaushalt zahlt in Deutschland rund 30 Cent pro Kilowattstunde. Man kann also mit einer Kleinwindanlage im Garten keine Stromkosten sparen. Es ist günstiger, den Strom aus dem Netz zu beziehen. Eine gewerbliche Kleinwindkraftanlage ab 10 kW Leistung kann sich an einem windstarken Standort durchaus lohnen.

Die Motive für die Anschaffung des kleinen Windrads sollten nicht wirtschaftliche Aspekte sein, sondern eher Hobby und Spaß an der Technik. In windstarker Lage kann man eine höhere Eigenversorgung mit sauberem Strom realisieren. Eine gute Ergänzung zur Solarstromanlage, die im windstarken Herbst und Winter weniger zur Selbstversorgung beiträgt.

Was kostet ein Windrad für Einfamilienhaus?

Pro Kilowatt Leistung kann man durchschnittlich mit 5.000 Euro Kosten rechnen. Ein kleines Windrad mit 2,5 kW Leistung wurde dann rund 12.500 Euro kosten. Eine 5 kW Windanlage rund 25.000 Euro.

Wann lohnt sich ein kleines Windrad?

Mehr dazu im folgenden Video:

Mehr zum Thema auch in diesem Fachartikel:
Kosten und Wirtschaftlichkeit kleiner Windkraftanlagen

Tipps für den Kauf eines kleinen Windrads

Ein Kleinwindrad sollte eine möglichst hohe Qualität haben, damit die starken Kräfte bei einem Sturm bewältigt werden können. Mit einfach konstruierter Billigware kommt man nicht weit.

Stand der Technik sind horizontale Windräder. Die Bauform, wie man sie von großen Windanlagen kennt. Vertikale Windanlagen haben sich bislang kaum im Markt durchgesetzt. Die Stromerträge dieser Bauform sind meistens erheblich niedriger. 

Mini-Windanlagen für Garten und Segelboot

Das Windrad sollte immer im Paket mit Laderegler für die Batterieladung oder Wechselrichter für die Einspeisung ins Stromnetz gekauft werden. Auch ein statisch auf die Windanlage ausgelegter Mast sollte mit dabei sein. Alle Komponenten müssen aufeinander abgestimmt sein.

Mehr zum Thema in diesem Fachbeitrag:
Leitfaden für den Kauf einer Kleinwindkraftanlage

Benötigt man eine Baugenehmigung?

In vielen Bundesländern kann man kleine Windräder mit einer Gesamthöhe unter 10 m ohne Baugenehmigung aufstellen. Doch Vorsicht: wenn in 10 m Höhe nicht genug Wind vorhanden ist, dann macht die Windanlage keinen Sinn. Mit einem höheren Mast kommt man in stärkeren Wind, dann aber in Verbindung mit einer Baugenehmigung. Die Regeln der einzelnen Bundesländer findet man in diesem Fachartikel: Genehmigung und Recht für kleine Windkraftanlagen

Wichtig ist, dass man den Gebietstyp des eigenen Grundstücks kennt (Wohngebietstyp, Außenbereich, Mischgebiet etc.). Beim Bauamt im Zweifel nachfragen.

Wie groß darf ein Windrad im Garten sein?

Die maximale Höhe einer Kleinwindanlage in Deutschland beträgt 50 Meter. Das bezieht sich auf die Gesamthöhe in Form der höchsten Flügelspitze. Diese Maximalhöhe wird in der Praxis nur von gewerblichen Kleinwindkraftanlagen ab rund 30 kW Leistung erreicht.

In Wohngebieten und generell privat genutzten Grundstücken ist die Gesamthöhe der Kleinwindräder sehr viel niedriger. In seltenen Fällen höher als 20 Meter. Das hängt stark von der Größe des Grundstücks und Entfernung der nächsten Nachbarn ab. Wer auf dem Land im Außenbereich (d.h. außerhalb eines Wohngebiets) in einer Einzellage wohnt, hat gute Voraussetzungen für ein Windrad über 10 m Höhe. Bei kleineren Grundstücken mit Nachbarn in der Nähe wird das Bauamt wohl weniger tolerant sein.

Alles in allem entscheidet das Bauamt vor Ort. Die Genehmigungspraxis ist sehr unterschiedlich.

Landesbaurecht gibt Abstandsflächen vor

Ein gewisser Abstand von Kleinwindanlagen zu Bauwerken ist nicht nur in eigenem Interesse, sondern wird auch gesetzlich gefordert. Die Abstandsflächen werden von den Bauordnungen der einzelnen Bundesländer definiert. Es müssen Mindestabstände zu anderen Grundstücken und Gebäuden eingehalten werden.

Je nach Bundesland variieren die Distanzen. In der Musterbauordnung wird eine Tiefe der Abstandsfläche von 0,4 H verlangt, mindestens aber 3 m. Die Angabe „H“ bezieht sich auf die Höhe der Kleinwindanlage. In Bayern verlangt die Landesbauordnung einen Abstand von 1 H.

Alles in allem sind die baurechtlichen Abstandsflächen weniger ein Problem, weil man sie aus technischer Sicht sowieso einhalten sollte. Ein Beispiel: Wenn man eine 10 m hohe Windenergieanlage hat, dann sollte diese mindestens 10 m vom nächsten Gebäude entfernt stehen. Die bayerische Vorgabe von 1 H würde somit eingehalten.

Autor: Patrick Jüttemann

Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.