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Abstände von Kleinwindkraftanlagen zu Gebäuden und Nachbarn

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Eine Kleinwindanlage muss Abstände einhalten, beispielsweise Mindestabstände zur Grundstücksgrenze. Zum einen gibt es baurechtliche Vorgaben, zum anderen kann der Stromertrag der Windkraftanlage durch zu niedrige Abstände beeinträchtigt werden.

Erst wenn man die wichtigsten Abstandsregeln kennt, kann man auf dem Grundstück eine geeignete Stelle für die Installation der Kleinwindkraftanlage ermitteln.

Abstände zu Barrieren in Hauptwindrichtung 

Die wichtigste Regel: die kleine Windanlage muss dort auf dem Grundstück stehen, wo man eine möglichst freie Anströmung aus Hauptwindrichtung hat.  Das Grundstück muss eine windstarke Lage haben. Welche Standorte geeignet sind wird in folgendem Fachbeitrag beschrieben. 

Man muss für einen konkreten Standort die Frage beantworten, wo die Hauptwindrichtung ist. In Deutschland kommt der starke Wind in der Regel aus dem Westen, Südwesten oder Nordwesten. Man kann die Hauptwindrichtung über den Global Wind Atlas ermitteln. Mehr dazu in folgendem Video. 

Windturbulenzen naher Gebäude vermeiden 

Hindernisse auf dem Grundstück selbst können zu ungünstigen Windverhältnissen führen. Oft sind Gebäude solche Hindernisse.  

Das gilt auch für Gebäude oder Bäume, die entlang der Hauptwindrichtung zu dicht hinter der Windanlage stehen. In der folgenden Grafik erkennbar, strömt der Wind aus Hauptwindrichtung auf die Wand des Gebäudes, so dass durch den Rückstau Windturbulenzen entstehen. Die Zone der Windturbulenzen ist innerhalb der roten gestrichelten Linie.  

Kleinwindanlage - Hindernisse auf Grundstück

Befindet sich der Rotor innerhalb der Windturbulenzen, wird die Windanlage viel weniger Strom erzeugen können. Die starke Windströmung aus Hauptwindrichtung wird von hinten gestört. 

Auf dem Erdboden oder aufs Dach? 

Sollte man eine kleine Windanlage mit dem Mast am Erdboden installieren oder auf dem Dach montieren? 

Klare Antwort: Dachinstallationen von Kleinwindanlagen sind häufig nicht erfolgreich. Nicht zuletzt aufgrund schlechter Windverhältnisse. Man sollte wenn möglich eine Installation am Boden immer vorziehen. 

Leider gibt es immer wieder unseriöse Anbieter, die das Mini-Windrad mit kurzem Mast fürs Dach auf dem Eigenheim anbieten. In den allermeisten Fällen ist an solchen Punkten viel zu wenig Wind. 
 

Schall: Abstände zu Nachbarn 

Auch aufgrund des Schalls der Windturbine müssen ausreichend große Abstände zu Nachbarn eingehalten werden. Dazu gibt es Richtlinien.  

Die maximalen Schallwerte werden in der TA Lärm angegeben. Die Höhe der Schallwerte hängt vom Gebietstyp ab: in einem Wohngebiet muss es leiser sein als in einem Industriegebiet. Generell muss es nachts leiser sein als tagsüber. 

Das Schallgutachten einer Kleinwindkraftanlage zeigt, in welchen Abständen mit welcher Schallast zu rechnen ist. Kann gut sein, dass das Bauamt die Schallkurve fordert, um die Schallimmisionen an einzelnen Gebäude abschätzen zu können. Hier wird beispielhaft die Schallkurve einer Kleinwindanlage mit 30 kW Leistung gezeigt, welche unabhängig vermessen wurde.  

Baurechtliche Abstandsflächen (Mindestabstände) 

In den Bauordnungen der einzelnen Bundesländer sind Vorschriften enthalten, die die Mindestabstände zwischen baulichen Anlagen vorgeben. Auf diesen Flächen dürfen keine anderen Bauwerke errichtet werden.  

Auch Abstandsflächen zur Grundstücksgrenze sind einzuhalten. Abstandsflächen auf anderen Grundstücken können dann zugelassen werden, wenn sie als sogenannte Baulast gesichert werden.  

Die Größe der Abstandsfläche bemisst sich nach der Höhe der Windanlage. Der höchste vorkommende Wert in den Landesbauordnungen beträgt 1H. Die Abstandsfläche muss dann genauso groß sein, wie die Höhe der Windanlage.  

Dies wird in der folgenden Grafik dargestellt. Ist die Windanlage beispielsweise 20 Meter hoch, muss ausgehend vom Mastfuß ein 20 Meter großer Abstand eingehalten werden.

Wenn die Abstandsfläche 0,5 H beträgt, dann beträgt der Abstand die Hälfte der Anlagenhöhe. Bei einer 20 Meter hohen Windanlage müsste der Abstand also nur 10 Meter groß sein. 

Wie bekommt man die Abstandsregeln fürs eigene Bundesland heraus? Am besten informell das Bauamt fragen oder im Rahmen einer Bauvoranfrage klären.  

Abstände zu Naturräumen und Habitaten 

Auch was die Naturschutzrichtlinien angeht, müssen Abstände zu Naturräumen oder Habitaten eingehalten werden. Beispielsweise Abstände zu Fledermaushabitaten und Brutvogelrevieren. 

Bei den Naturschutzrichtlinien gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Letztendlich liegt es an der einzelnen Fachbehörde, wie solche Regeln für ein konkretes Grundstück ausgelegt werden. 

Naturschutzbehörden versuchen immer mehr, Kleinwindanlagen-Projekte zu ermöglichen. Letztendlich stellen Kleinwindkraftanlagen für Vögel und Fledermäuse ein geringes Risiko dar. Jede freilaufende Katze ist eine sehr viel größere Gefahr.  

Entfernung zum Hausanschluss 

Man muss auch den Abstand der Windanlage zum Hausanschluss, das heißt zum Einspeisepunkt ins Hausnetz beachten. Je geringer der Abstand, desto kleiner die Kabellänge zwischen Windanlage und Einspeisepunkt und desto geringer die Übertragungsverluste. 

Bei Unternehmen mit längerer Geschichte kann es auf dem Betriebsgelände mehrere Hausanschlüsse geben. Dann muss geklärt werden, wo der Windstrom eingespeist werden soll. In der Regel dort, wo der höchste Strombedarf beziehungsweise die höchste Grundlast herrscht. 

Platz für Errichtung und Wartung 

Bei der Planung einer Kleinwindkraftanlage muss man auch daran denken, dass man für die Errichtung und Wartung ausreichenden Platz benötigt. Wenn ein Kran für die Aufstellung des Masten notwendig ist, dann braucht man entsprechende Zuwegung und Fläche für den Kran.  

Wenn ein Kippmast verwendet wird, dann muss auch für die spätere Wartung der Kleinwindanlage genug Platz für die Absenkung der Windanlage vorhanden sein. 

Höherer Mast als Lösung 

Je höher der Mast einer Windanlage, desto stärker der Wind am Rotor und desto mehr Strom wird erzeugt.  

Je nach Standort und dessen Umgebung kann man mit einem höheren Mast teils eine große Wirkung erzielen. Vor allem dann, wenn der Rotor vorher stark durch Windturbulenzen beeinträchtigt war, aber durch den hohen Mast im stetigen und starken Wind steht.  

Andererseits ist ein höherer Mast oft mit deutlich höheren Kosten verbunden. Es ist also Abwägungssache. Beim Hersteller der Windkraftanlage nachfragen, welche Masthöhen für einen Windgenerator angeboten werden und welche Mehrkosten anfallen 

Frühzeitige Abstimmung mit Bauamt 

Auf Basis der erwähnten Abstandsregeln, solltest man zunächst fürs eigene Betriebsgelände oder Grundstück schauen, wo der beste Aufstellungsort für die Windanlage sein könnte.  

Dann sollte man sofort den Kontakt zum Bauamt suchen und das Ergebnis mitteilen. Entweder informell das Projekt besprechen oder eine Bauvoranfrage stellen. 

Es kommt in der Praxis vor, dass das Bauamt Bedenken zu einem konkreten Aufstellungsort äußert und eine andere Stelle vorschlägt. Eventuell musst du also deine Planung anpassen.  

Fazit: Abstände haben Vorteile 

Wie wir gesehen haben, hat der Besitzer einer kleinen Windanlage ein Eigeninteresse daran, dass ausreichend große Abstände eingehalten werden. Sind Objekte zu nah am Rotor der Windanlage, kann sich das Windpotenzial drastisch verringern und damit auch die Stromerträge der Kleinwindkraftanlage. 

Video zum Thema

Video (9:41 min) zum Thema auf dem YouTube-Kanal „Kleinwindkraft“: 

Autor: Patrick Jüttemann

Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.