Basisinfos zu Kleinwindanlagen
Definition von Kleinwindkraftanlagen
Kleinwindanlagen werden direkt neben dem Verbraucher (z.B. Gebäude, Maschine oder Gerät) aufgestellt, um diesen für dessen Eigenverbrauch mit Energie zu versorgen. Ein Gegensatz zum Nutzungskonzept von Multimegawatt-Windanlagen und Windparks. Diese werden auf Konzentrationszonen möglichst fernab von Siedlungen aufgestellt, um Strom einzuspeisen und zu verkaufen. Konflikte wie Schall, Schattenwurf oder visuelle Beeinträchtigung des Landschaftsbilds sind bei Kleinwindkraftanlagen sind marginal.
Das in Deutschland maßgebliche Kriterium für die Abgrenzung von kleinen und großen Windkraftanlagen ist die Gesamthöhe, gleichbedeutend mit der höchsten Flügelspitze über Grund. Windanlagen mit einer Höhe unter 50 Meter können für die dezentrale Stromversorgung theoretisch auf das eigene Grundstück bzw. Betriebsgelände gestellt werden. Die konkreten Regeln werden in der Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes bestimmt. In manchen Bundesländern sind Anlagen mit einer Höhe bis 10 m genehmigungsfrei.
Das häufigste Kriterium ist die Leistung der Windkraftanlage. Mittlerweile wird in Deutschland eine Kleinwindkraftanlage mit 250 Kilowatt Leistung angeboten. Solche Windturbinen können pro Jahr über 400.000 Kilowattstunden Strom erzeugen, sind also eine Option für stromintensive Unternehmen. Gewerbliche Kleinwindkraftanlagen haben eine Leistung ab rund 10 Kilowatt.
Kleinwindanlagen bis 10 Kilowatt Leistung werden von privaten und kleingewerblichen Betreiber eingesetzt. Mikrowindanlagen für die netzferne Batterieladung haben eine Leistung bis rund 2 Kilowatt.
Eine weitere Definition findet man in der technischen Norm IEC 61400-2. Dort wird die Rotorfläche in den Mittelpunkt gestellt. Anlagen bis zu 200 m² Windangriffsfläche zählen zu den kleinen Windkraftanlagen. Das entspricht einem Rotordurchmesser bis rund 16 m.
Marktsituation kleiner Windkraftanlagen in Deutschland
Die Nutzung von Kleinwindanlagen steht in Deutschland noch am Anfang. Während Deutschland im Bereich der Großwindkraft und Photovoltaik zu den weltweit führenden Ländern gehört, wurde die Kleinwind-Branche bislang stiefmütterlich behandelt. Das lässt sich vor allem an einem Wert festmachen: Dem Einspeisetarif nach dem EEG (Erneuerbare Energien Gesetz). Die Solarstrom-Branche in Deutschland verdankt seinen Boom diesen nach Leistung gestaffelten Einspeisetarifen. Je kleiner die Anlage, desto höher der Einspeisetarif. Für Windkraftanlagen gab es in Deutschland quasi immer nur eine Tarifhöhe. Eine Kleinwindkraftanlage mit 3 kW Leistung wird mit einer 3 MW (= 3.000 kW) Anlage gleichgesetzt. Während in Deutschland die Kleinwind-Branche nie eine Lobby gehabt hat, sieht dies z.B. in Großbritannien, Italien und Japan ganz anders aus. Einspeisetarife für sehr kleine Anlagen wurden auf ein faires Niveau gesetzt. Kein Grund in Deutschland zu verzagen, denn über den Eigenverbrauch des Stroms der Kleinwindanlage ist eine Einspeisung und Vergütung gar nicht notwendig. Ernte und nutze die Windenergie vor Ort!
Die Installation von Kleinwindanlagen wird in Deutschland erst seit August 2014 im Rahmen des Anlagenregisters für Erneuerbare Energien statistisch erfasst. Für Installationen der Jahre davor kann man nur Schätzungen anstellen. Realistisch sind insgesamt 15.000 bis 20.000 Kleinwindkraftanlagen in Deutschland. Aufgrund der geringen Masthöhe und der kleinen Rotormaße sind Kleinwindanlagen in der Landschaft kaum sichtbar. Das gilt nicht nur für kleine Hobby-Windanlagen mit wenigen hundert Watt. Deren Rotor ist kaum größer als eine Satellitenschüssel.
Positiv ausgedrückt: Weil Kleinwindkraft in Deutschland noch am Anfang steht, ist von einem beträchtlichen Wachstumspotenzial auszugehen. Je besser die gesetzlichen Rahmenbedingungen und je offener die Genehmigungsbehörden sind, desto mehr werden kleine Windkraftanlagen zur Energiewende in Deutschland beitragen.
Leistung und Ertrag von Kleinwindanlagen
Für die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Kleinwindanlage sind neben den Kosten die Erträge der entscheidende Faktor.
Die Jahreserträge einer Kleinwindkraftanlage sollten auf den Eigenverbrauch abgestimmt sein. Denn nur der Eigenverbrauch ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz wirtschaftlich, die Einspeisung nicht. Eine Person verbraucht im Jahr schätzungsweise 1.500 kWh Strom, ein Vier-Personen-Haushalt rund 4.500 kWh.
Tendenziell gilt: Je höher die Leistung und der Rotordurchmesser einer Anlage und je höher die mittlere jährliche Windgeschwindigkeit, desto höher die jährliche Stromproduktion. Da die Windverhältnisse an einzelnen Standorten erheblich differieren können, sind allgemeine Aussagen zu den Erträgen einer Anlage schwierig.
In der folgenden Tabelle werden die Jahreserträge von Anlagen unterschiedlicher Leistung angegeben. Es handelt sich um konkrete am Markt angebotene Windturbinen, Hersteller und Modell wurden nicht genannt. Es wurden unterschiedliche Windverhältnisse herangezogen: Ein guter Standort für ein Kleinwindrad hat eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von 4 m/s. Gut zu erkennen in der Tabelle ist folgende Regel: Die Erträge steigen mit wachsender Windgeschwindigkeit überproportional stark an.
Die Tabelle verdeutlicht die unterschiedlichen Ertragszahlen einer Anlage je nach Windgeschwindigkeit an einem spezifischen Standort. Vor allem sollte man Ertragsangaben von Herstellern immer kritisch hinterfragen. Sicherheit für das Ertragspotenzial am eigenen Standort geben nur Windmessungen vor Ort.