Das hohe Potenzial für Kleinwindkraftanlagen zur Stromversorgung in Entwicklungsländern wird nur zu einem Bruchteil genutzt. Mit einer im Juni 2012 gestarteten Initiative der Alliance for Rural Electrification (ARE) soll die Verbreitung der Kleinwindkraft gefördert werden.
Die Kampagne der ARE zielt darauf ab, Barrieren und Missverständnisse abzubauen, die Entscheidungsträger in Schwellen- und Entwicklungsländern bislang davon abgehalten haben, kleine Windkraftanlagen für die autarke Stromversorgung in ländlichen Gebieten einzusetzen. Neben der Stromversorgung privater Haushalte betrifft dies auch zahlreiche gewerblich-industrielle Anwendungszwecke, wie z.B. die Versorgung von Mobilfunkmasten.
Während der rund ein Jahr andauernden Kampagne werden Schlüsselpersonen in einzelnen Ländern des Südens mit Hilfe von Workshops, Online-Seminaren und persönlichen Gesprächen mit der Kleinwindkraft-Technologie vertraut gemacht. In einem Positionspapier wurden durch die ARE die wesentlichen Inhalte der Kampagne inkl. Fallbeispiele zur Anwendung von Kleinwindrädern zusammengefasst.
Betrieb kleiner Windräder mit niedrigen Kosten möglich
Unter guten Standortbedingungen kann nach Angaben der ARE mit Kleinwindanlagen Strom zu Kosten von 0,15 bis 0,35 USD erzeugt werden. Damit sind Kleinwindräder oft wirtschaftlicher als konventionelle Stromerzeuger wie Dieselgeneratoren. Auch im Vergleich mit anderen Erneuerbaren Energien Technologien können Kleinwindanlagen mit einer guten Performanz überzeugen. Der Einsatz von Kleinwindkraftanlagen in Hybridsystemen wie z.B. in Kombination mit PV-Anlagen bietet den Vorteil einer ausgeglichenen Energiebereitstellung. Die Wirtschaftlichkeit Erneuerbarer Energien für die autarke Stromversorgung wird durch die steigenden Dieselpreise positiv beeinflusst.
In dem ARE-Positionspapier wird darauf hingewiesen, dass nicht die anfänglichen Investitionskosten des Stromerzeugers, sondern die Gesamtkosten über die Laufzeit von 15 bis 20 Jahren maßgeblich sind. In der folgenden Tabelle werden verschiedene Technologien und deren Stromgestehungskosten verglichen.
Quelle: Alliance for Rural Electrification (ARE) – The potential of small and medium wind energy in developing countries. A guide for energy sector decision-makers. June 2012.
Wind-PV-Diesel Smart-Grid auf einer kleinen Insel in China
Eines der in dem ARE-Positionspapier dargestellten Fallbeispiele beschreibt die durch ein Hybridsystem realisierte Stromversorgung der chinesischen Insel Dongao. Die im Südchinesischen Meer gelegene Insel liegt 30 km vor der Küste. Die Insel verfügt über hervorragende Windbedingungen. Neben den steigenden Dieselpreisen führen die Transportkosten des Treibstoffs zu hohen Stromkosten auf Dongao.
Neben den 600 permanent auf der Insel wohnenden Menschen führt der stark steigende Tourismus zu einem wachsenden Strombedarf. Der jährliche Strombedarf liegt bei 1 Millionen kWh. Das Pilotprojekt könnte viele Folgeprojekte anstoßen, da vor der chinesischen Küste tausende Inseln mit ähnlichen Rahmenbedingungen liegen.
Die ausschließliche Nutzung von Dieselgeneratoren führt zu einer hohen Umwelt- und Lärmbelästigung. Dies ist mit dem Erholungsbedürfnis der Touristen nicht vereinbar. Die Inselverwaltung hat sich somit zur Einführung eines Inselnetzes entschlossen, welches zu einem beträchtlichen Anteil durch saubere Energieformen gespeist wird.
Die Stromerzeuger des Hybridsystem im Überblick:
- 5 Kleinwindanlagen mit je 10 kW = 50 kW
- PV-Anlage mit insgesamt 200 kW
- Dieselgenerator mit 750 kW
- Batteriebank mit 2000 kWh
Die Gesamtinvestition des Projekts lag bei 5 Millionen USD. Die Stromgestehungskosten liegen bei 0,47 USD (0,37 Euro). Die Bewohner zahlen einen Strompreis von 0,28 USD, die Differenz wird von der lokalen Regierung gezahlt.
Hier finden Sie weitere Informationen zur Kleinwindkraft-Kampagne der Alliance for Rural Electrification.