Private Windkraftanlage fürs Eigenheim: 5 Tipps für den Erfolg

20/12/2023
Private Windkraftanlage

Vor dem Kauf eines privaten Windrads fürs Eigenheim muss man die wichtigsten Faktoren für den Erfolg kennen. Eine Windkraftanlage für den Eigenbedarf unterliegt eigenen Regeln, nicht vergleichbar mit Solaranlagen.

Vor allem im Marktsegment der Hauswindkraftanlagen gibt es neben den guten Herstellern und Fachfirmen auch fragwürdige Anbieter, die Verbraucher nicht ehrlich beraten.

Eine kleine Windkraftanlage kann die perfekte Ergänzung zu Photovoltaik und Stromspeicher sein, sofern man die Rahmenbedingungen kennt.
Ehrliche Tipps vom neutralen Experten...

Autor: Patrick Jüttemann.

1 | Leistung und Größe privater Windkraftanlagen

Die meisten privaten Windkraftanlagen haben eine Nennleistung von rund 
5 Kilowatt. Eine pauschale Angabe zur jährlichen Stromerzeugung wie bei Photovoltaikanlagen (Solarstrom) ist nicht möglich.

Bei Photovoltaik ist es einfach: Pro Kilowatt Leistung kann man im Schnitt mit 1.000 kWh Strom pro Jahr rechnen. Bei einer kleinen Windanlagen entscheiden die Größe des Rotors und das Windangebot des Standorts über die Ertragskraft.

Zur jährlichen Stromproduktion: Je nach Windstärke des Aufstellungsorts der Kleinwindanlage kann eine Anlage mit einer Nennleistung von 5 kW zwischen 2.500 und 10.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Ein gewaltiger Unterschied. Ein sehr hoher Ertrag ist z.B. in einer freien Lage in Küstennähe möglich. Doch Vorsicht: Im Windschatten wird eine Windanlage so gut wie keinen Strom erzeugen.

Die Höhe einer Kleinwindanlage wird baurechtlich in Form der höchsten Flügelspitze der Anlage definiert. Private Windräder haben selten eine Gesamthöhe über 20 m. In vielen Bundesländern können Windanlagen bis 10 m Höhe ohne Genehmigung aufgestellt werden. Je höher der Mast, desto stärker der Wind am Rotor. Sehr niedrige Windanlagen haben deshalb oft nicht genug Wind.

2 | Man sollte nicht auf
Rendite aus sein

Wer als Hauptmotiv vor allem Wirtschaftlichkeit und Einsparung von Stromkosten verfolgt, der wird mit einer Windanlagen fürs Privathaus nicht weit kommen. Erster Schritt sollte immer die Installation einer Solarstromanlage sein, die in den meisten Fällen wirtschaftlich betrieben werden kann.

Wann lohnen sich Kleinwindanlagen finanziell?
a) Wenn der eigene Windstrom günstiger als der Strompreis des Energieversorgers ist und
b) wenn der eigene Strom größtenteils selbst verbraucht d.h. nicht eingespeist wird.

Die Kosten des durch die Windanlage produzierten Stroms bezeichnet man als Stromgestehungskosten.  Über den Daumen gepeilt müssten die Stromgestehungskosten des privaten Windrads unter 30 Cent pro KWh liegen, damit sie geringer als der Preis für den Haushaltsstrom sind. Das wird mit einem privaten Windrad bis fünf kW Leistung nur an sehr windstarken Standorten erreichbar sein. Viele private Grundstücke im Wohngebiet haben so eine Lage nicht.

Die Motive für die Anschaffung einer Windkraftanlage für zuhause sollten Umwelt- und Klimaschutz, Spaß an der Technik und/oder Wunsch nach Selbstversorgung sein.

Wirtschaftlichkeit und Rendite ist vor allem für Gewerbebetriebe mit höherem Stromverbrauch und Kleinwindkraftanlagen ab 10 kW Leistung möglich.

3 | Installation auf dem Dach?

Die Installation der Kleinwindanlage sollte auf einem bodenständigen Mast in der Nähe des Gebäudes erfolgen. Installationen auf Dächern von Windkraftanlagen für Einfamilienhäuser sind meistens nicht von Erfolg gekrönt. Vorwiegend aufgrund unzureichender Windverhältnisse. Eine Dach-Installation könnte beispielsweise funktionieren, wenn eine Seite eines Giebeldachs aus Hauptwindrichtung frei angeströmt wird und der Mast eine ausreichende Höhe hat. Viele Privathäuser erfüllen diese Voraussetzung nicht.

Privates Windrad auf Mast

Foto: Heyde Windtechnik

Wer ernsthafte Nutzung von Ökostromtechnik und nennenswerte Stromproduktion im Sinn hat, wird einen auf dem Boden installierten Mast wählen. Ein Anbieter empfiehlt vorwiegend Dachanlagen? Dann schaue dich nach einem anderen Anbieter um.

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4 | Autarkie = Photovoltaik + Kleinwindkraft + Stromspeicher

Ein großer Vorteil einer Kleinwindanlage: sie produziert vor allem im Herbst und Winter viel Strom. Eine perfekte Ergänzung zur Solarstromanlage. Natürlich ist auch die nächtliche Stromerzeugung einer Windanlage ein Pluspunkt.

Ein Stromspeicher kann von Photovoltaik- und Kleinwindanlage gespeist werden, sofern er richtig geplant wurde. Es sollte ein AC-gekoppelter Stromspeicher genommen werden. Der Strom der Windanlage wird durch einen eigenen Wechselrichter (230 Volt) ins Hausnetz eingespeist und gelangt so in die Batterie.

Mit der Kombination Solar + Windkraft + Stromspeicher kann man übers Jahr eine sehr hohe Selbstversorgung mit umweltfreundlichem Strom erreichen. Optimal ist in diesem Rahmen ein Elektroauto, welches man dann mit Solar- und Windstrom laden kann.

Auch wenn eine Windanlage primär für die Stromerzeugung eingesetzt wird, kann man damit auch Wärme erzeugen. Schließlich ist die windstarke Jahreszeit gleichzeitig die Heizperiode. Überschüssiger Strom der Windanlage wird in einen Heizstab geleitet und erzeugt Warmwasser. 

Wer eine Wärmepumpe hat, das heißt ein Heizsystem welches als Hilfsenergie Strom benötigt, dann wird der Windstrom auch zum Betrieb der Wärmepumpe eingesetzt.

Fazit:
Photovoltaik und (falls gewünscht) Stromspeicher sollten zuerst installiert werden. Die Mini-Windanlage füllt die Solarstromlücke im Winter.

5 | Windstarke Lage ist das A und O!

Man kann es nicht oft genug wiederholen: der Erfolgsfaktor #1 bei Windanlagen ist die Windstärke in Rotorhöhe (Jahresmittelwert).

Auch wenn Wirtschaftlichkeit nicht im Vordergrund bei der Anschaffung einer privaten Windkraftanlage steht, wird man kein Spaß mit dem Windrad haben, wenn aufgrund zu geringem Windpotenzial des Grundstücks kaum Strom produziert wird.

Bei geringer Stromproduktion wird zudem die Ökobilanz der privaten Windanlage nicht rosig sein. Eine Windkraftanlage ist nur dann klimafreundlich, wenn sie während der gesamten Betriebszeit mehr Strom erzeugt, als für die Herstellung der Anlage benötigt wurde.

Kleinwindkraftanlagen sind viel standortkritischer als Solaranlagen: Nicht auf jedem Grundstück lässt sich ein Kleinwindrad betreiben. Kein Erfolg mit dem privaten Windrad wird sich einstellen, wenn mehrere Tausend Euro investiert und nur wenige Kilowattstunden Strom pro Jahr produziert werden.

Windstarke Standorte können am westlichen Siedlungsrand, in Einzellagen als auch in Hang- und Höhenlagen vorkommen.

Fachbeitrag zum Thema Windpotenzial:
Ein windstarker Standort ist das A und O
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Autor: Patrick Jüttemann

Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.